Terminologie und Normen – ISO 704, ISO 1087 & Co.
Professionelle Terminologiearbeit folgt klaren methodischen Regeln. Internationale und nationale Normen definieren, wie Begriffe systematisch erarbeitet, beschrieben und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Sie schaffen ein gemeinsames Verständnis darüber, was ein Begriff ist, wie er definiert wird und wie sprachliche Benennungen davon zu trennen sind.
Diese Seite gibt einen strukturierten Überblick über die wichtigsten Terminologienormen und erläutert deren jeweilige Rolle und Zusammenspiel.
Arten von Terminologienormen
Terminologienormen lassen sich grob in verschiedene Kategorien einteilen:
- Methoden- und Grundlagennormen (z. B. ISO 704)
- Begriffs- und Definitionsnormen (z. B. ISO 1087)
- Harmonisierungsnormen (z. B. ISO 860)
- Nationale Ergänzungsnormen (z. B. DIN 2330, DIN 2342)
- Struktur- und Ordnungsnormen (z. B. IEC 61355)
ISO 704 – Grundsätze der Terminologiearbeit
Die Norm ISO 704 beschreibt die methodischen Grundlagen professioneller Terminologiearbeit. Sie legt fest, wie Begriffe analysiert, voneinander abgegrenzt und systematisch beschrieben werden.
Zentrales Prinzip der ISO 704 ist die klare Trennung zwischen Begriff und Benennung. Ein Begriff wird über Merkmale definiert, unabhängig davon, wie er sprachlich bezeichnet wird.
ISO 704 bildet damit die Grundlage für konsistente Terminologiesysteme und für die strukturierte Definitionserstellung.
Weiterführend: Das semiotische Dreieck
ISO 1087 – Terminologische Grundbegriffe
Während ISO 704 die methodische Vorgehensweise beschreibt, definiert ISO 1087 die terminologischen Grundbegriffe selbst. Sie fungiert als begriffliche Referenz für die Terminologiearbeit.
ISO 1087 klärt unter anderem Begriffe wie:
- Begriff und Gegenstand
- Benennung, Bezeichnung und Term
- Definition und Begriffsmerkmal
Die Norm stellt sicher, dass alle Beteiligten dieselben Konzepte meinen, wenn sie über Terminologie sprechen – unabhängig von Fachbereich oder Sprache.
ISO 860 – Harmonisierung von Begriffssystemen
ISO 860 befasst sich mit der Harmonisierung von Terminologien. Sie ist relevant, wenn unterschiedliche Begriffssysteme aufeinander abgestimmt oder zusammengeführt werden müssen.
Typische Anwendungsfälle sind historisch gewachsene Terminologien, parallele Fachsprachen oder die Zusammenführung mehrerer Systeme.
DIN 2330 und DIN 2342 – Deutsche Terminologienormen
Die Normen DIN 2330 und DIN 2342 stellen nationale Ergänzungen dar, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Sie befassen sich unter anderem mit Definitionstypen und der Bildung fachsprachlicher Benennungen.
In der Praxis werden sie heute häufig in Verbindung mit internationalen ISO-Normen angewendet.
IEC 61355 – Strukturierung und Klassifikation von Dokumenten
Die Norm IEC 61355 betrifft nicht direkt die Terminologiearbeit, sondern die strukturierte Klassifikation technischer Dokumente.
Sie ist dort relevant, wo Terminologie, Dokumentationsstruktur und Informationsordnung ineinandergreifen.
Zusammenspiel der Normen
Die genannten Normen erfüllen unterschiedliche Aufgaben, greifen jedoch methodisch ineinander:
- ISO 704 definiert das methodische Vorgehen
- ISO 1087 liefert die begriffliche Grundlage
- ISO 860 unterstützt den Abgleich mehrerer Systeme
- DIN-Normen ergänzen nationale Anforderungen
- IEC 61355 schafft strukturellen Kontext
Weiterführende Themen
- So gelingt der Einstieg ins Terminologiemanagement
- Terminologiemanagement und Wissensmanagement – Zwei Seiten derselben Medaille
- Mehrsprachige Terminologie und Übersetzungsmanagement
Fazit
Terminologienormen schaffen die Grundlage für nachvollziehbare, konsistente und systematische Fachkommunikation. Sie sind kein Selbstzweck, sondern ein methodischer Rahmen, um Begriffe dauerhaft verständlich zu gestalten.